Treffen an der Schleuse Wittorf

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13.05.14 Treffen des parlamentarischen Staatssekretärs im Bundes-Verkehrsministerium Enak Ferlemann, des Bundestagsabgeordneten Eckhard Pols, der Kreisrätin Monika Scherf, der Leiterin des Wasser- und Schifffahrtsamtes Lauenburg Bettina Kalytta und des Vorstandes des Vereins Historische Ilmenau an der Schleuse Wittorf bezüglich der Zukunft der Ilmenau. 

Für Herrn Ferlemann ist die touristische Nutzung z.B. mit Sportbooten und der Denkmalschutz völlig unerheblich bezüglich der Entscheidung, wie die Zukunft der Ilmenau aussehen soll. Für Ihn zählen nur Tonnagen bzw. die gewerbliche Nutzung der Ilmenau z.B. als Transportweg. 

Wenn es um die Frage geht, die Schiffbarkeit der Ilmenau für eine touristische Nutzung zu erhalten, auch im Sinne des Denkmalschutzes der Schleusen, muß aus seiner Sicht das Land oder andere sich dafür entscheiden und die Kosten hierfür übernehmen.
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Die Erhaltung der Nadelwehre hält er für ausgeschlossen, da diese sehr personalintensiv und nicht mehr betriebssicher im Sinne der Berufsgenossenschaft sind. 

Die Schleuse Wittorf wird, auch mit Minimalmitteln, nicht ertüchtigt, solange nicht klar ist, ob das Land oder andere die Schiffbarkeit erhalten wollen, beziehungsweise welche Variante aus der Machbarkeitstudie umgesetzt werden soll. 

Alle anderen Bedenken, die vom Verein Historische Ilmenau geäußert wurden, wie regulierbarer Wasserstand z.B. im Sinne des Hochwasserschutzes, keine dauerhafte Absenkung des Wasserstandes mit den negativen Folgen z.B. für Gebäude und Landwirtschaft will Herr Ferlemann von Spezialisten prüfen lassen. 

Im Klartext bedeutet das u.a., daß die Ilmenau weiterhin für die Nutzung durch Sportboote gesperrt ist und daß insbesondere die denkmalgeschützten Schleusen weiterhin dem Verfall durch minimierte, bzw. nicht vorhandene Pflege und Unterhaltung preisgegeben sind.

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Schleuse Wittorf ist immer noch gesperrt

21.04.2014 Kurz vor den Hansetagen in Lüneburg im April 2012 hatte das WSA festgestellt, dass die Schleuse Wittorf nicht mehr betriebssicher ist und hat sie gesperrt.  Herr Pols hat u.a. laut letztem LZ-Bericht vom 11.04.14 bezüglich der Ilmenau gesagt, dass die Ilmenau keine touristische Bedeutung mehr habe.  Es fehlt ihm offensichtlich an dem nötigen Durchblick, um so etwas behaupten zu dürfen.  Wie soll denn eine touristische Nutzung  der Ilmenau z.B. mit Sportbooten zustande kommen, wenn die Schleuse Wittorf  schon 2 Jahre gesperrt ist. Zu den Hansetagen im April 2012 und zu etlichen andern Veranstaltungen wären sicher viele Sportboote gerne nach Lüneburg gekommen.  Die jetzige Situation hat das WSA mit Ihrer mangelhaften Pflege der Ilmenauschleusen herbeigeführt.IMG_2702

Für 70 Schiffe war Lüneburg Heimathafen

Zur Blütezeit der Ilmenau-Schiffahrt (in der Landeszeitung v. 4.12.1975)

Für 70 Schiffe war Lüneburg Heimathafen

Zur Blütezeit der Ilmenauschifffahrt hatten etwa 70 Schiffe in Lüneburg ihren Heimathafen. Die dreifach gegliederte Gilde der Schiffer gehörte zu den 32 Zünften der Stadt. Neben den „Eichenfahrern“, die Salz und andere Handelsgüter nach Lübeck brachten und Holz als Rückfracht hatten, gab es die „Böter“, die elbabwärts im Verkehr mit Hamburg eingesetzt waren, und die „Hafenfahrer“, die von Stade Getreide für die Versorgung der Stadt nach Lüneburg holten.
Unmittelbar am Hafen hatten die Schiffer einen kleinen Abschnitt des Stadtwalls zu bewachen und im Kriegsfall zu verteidigen, an den heute noch die Straßenbezeichnung „Schifferwall“ erinnert. In der nahen Nikolaikirche, nach ihrem Schutzpatron, dem heiligen Nikolaus, benannt, hatten die rauhen Fahrensleute ihr Gotteshaus. Hier befindet sich die Nachbildung eines Ilmenau-Ewers mit seinem geschwellten Segel. Die schlanke Spitze des Nikolaikirchturms trägt eine Krone, das Kennzeichen der Schifferkirchen.
Im 17 Jahrhundert war es vorbei mit Lüneburgs Stapelrecht, das zusammen mit der Saline und dem Kalkberg Lüneburgs Wohlstand im Mittelalter begründet hatte. Die wirtschaftliche und politische Entwicklung ging über dieses Recht hinweg, demzufolge alle Waren, die Lüneburg zu Wasser oder zu Lande passierten — und war es auch nur auf der Elbe die Ilmenaumündung — drei Tage lang in der Stadt „gestapelt“, d. h. zum Verkauf ausgelegt werden mußten.
Der beginnende Welthandel, der sich auf Hamburg konzentrierte, drängte Lüneburg ins Abseits. Der Salinenbetrieb ging zurück. Lüneburgs Schiffahrt lag darnieder. Sie blühte wieder auf, als im 18. Jahrhundert Lüneburg für den Stückgüterumschlag von der Straße auf das Wasser Bedeutung gewann. In dieser Zeit entstand das Kaufhaus an der Ilmenau mit seinem vom holländischen Barock beeinflußten Ziergiebel (1731—1748) und wurde der schon 1346 erwähnte Kran erneuert (1797). Dieser Kran hob die erste Lokomotive aus England für die Braunschweiger Eisenbahn an Land — unter dem Seufzen und Stöhnen der Männer, die das Räderwerk im Innern des Krans durch eine Tretmühle in Bewegung setzten.LG-Hafen
Die Eröffnung des Ilmenaukanals zwischen Wittorf und Horburg (1883) verkürzte den Flußlauf um 6 km. Damals wurden jährlich etwa 250 000 Zentner flußabwärts transportiert. Danach begann Lüneburgs Ilmenauschifffahrt unter der Konkurrenz von Schiene und Straße dahinzusiechen.
Dort wo die Wasser der Ilmenau und des Lösegrabens sich vereinigen, steht heute noch die „Warburg“, deren Name es irgendwie mit „bewahren“ zu tun hat. „Anno Domini 1663″ liest man an dem alten Gemäuer. Hier wohnte der Aufseher, der die Zufahrt zum Hafen und zugleich den flußabwärts liegenden Stapelplatz für das angelandete Holz zu bewachen hatte. Kein Zufall ist es, daß sich an diesem Platz später die holzverarbeitenden Betriebe der Stadt ansiedelten.
Reste des befestigten Treidelpfades, auf dem man noch vor 40 Jahren Pferde sehen konnte, die schwer im Geschirr gehend die Kähne flußaufwärts zogen, finden sich zwischen Lüneburg und Bardowick. Dort, wo die alte Landwehr auf die Ilmenau stößt, weist ein Stein mit dem Fons-mons-pons Zeichen diesen Pfad als Lüneburger Eigentum aus, dessen Beschädigung strafbar war.
Die Baumstraße zwischen Nikolaikirche und Reichenbachstraße erinnert durch ihren Namen daran, daß an ihrer Wasserseite der Innenhafen für die Nachtzeit durch einen im Wasser schwimmenden, angeketteten Baum verschlossen wurde. Der Schlüssel für den Baum mußte abends im Hause eines Bürgermeisters abgegeben und morgens wieder abgeholt werden. Verschwunden sind die Schuppen zwischen „Warburg“ und Reichenbachstraße, vor denen 1947 — die letzte nennenswerte Nutzung des Hafens — Säcke mit Mais für die hungernde deutsche Bevölkerung gelöscht wurden. Ein eiserner Kran, dessen Demontage offenbar vergessen wurde, rostet still vor sich hin. Vorbei ist die Zeit, wo noch hin und wieder ein Kahn mit Kirschen aus den Vierlanden oder auch ein Finkenwerder Ewermit Fischen am Stintmarkt
anlegte. Der Hafen wurde zum Idyll. Der Geruch von Teer und Tran, der hier einmal in der Luft lag, ist längst dahin.
Erich Hessing